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PG Am Weinstock Jesu – 14-Heiligen-Wallfahrt der Zeiler Pfarrgemeinde

 

Ein Woche früher als gewohnt fand die diesjährige Vierzehnheiligen Wallfahrt der Kath. Pfarrgemeinde Zeil statt und brachte leider doch trotz langer Vorankündigung Terminüberschneidungen für manchen langjährigen Wallfahrer. Deshalb gleich vorneweg: Die Wallfahrt 2020 findet wieder wie gewohnt am ersten Samstag nach Schulbeginn statt.

Der Segensgedanke war das Leitmotiv dieser Wallfahrt. Da wir in unserem Land in gesegneten Zeiten ohne Krieg, Hunger, Vertreibung und wirtschaftlicher Not leben und das in einer immer noch gesegneten Landschaft, war es im Wesentlichen eine Wallfahrt des Dankes für unser segensreiches Dasein und Dank den Menschen, die es möglich machen. Dank hier auch den Unterstützern, den Firmen Berchtold und Göller, der Stadt Zeil, dem Pfarrgemeinderat, und den Musikern der Stadtkapelle Zeil. Ohne Namensnennung ein herzliches „Vergelt`s Gott“ allen Helfern und Verantwortlichen im Vorfeld und unterwegs. Besondere Erwähnung hat sich der Messner aus Wiesen verdient, der spontan wegen Mittagessenänderung die Andachtszeit vorverlegte, für uns in die Kirche eilte und uns mit großem Glockengeläute empfangen hat. Die neuen Glocken von Vierzehnheiligen standen zur Glockenweihe am nächsten Tag noch stumm im geschmückten Kirchenschiff.

Wenn man über das Berichtenswerte reflektiert, stellt man fest, dass es neben der Glaubensbotschaft die persönlichen Begegnungen, das zufällige Wort unterwegs,der Mensch ist, was nachhaltig bleibt. So wie Pater Aro, der sich erstmals mit uns auf Wallfahrt begeben hat.

Ein weiser Mann aus Indien wurde einmal gefragt, warum er immer so ruhig, gelassen und immer freundlich sein kann. Er antwortete: „Wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich laufe, dann laufe ich.“ Darauf entgegneten sie: „Aber das tun wir doch auch. Darauf entgegnete der Weise: „Wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich laufe, dann laufe ich.“ Darauf antworteten sie wieder: „Aber wir doch auch!“ Nein, entgegnete er: „Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“

Wallfahren bedeutet im Augenblick zu leben, wenn ich wallfahre, dann wallfahre ich, ohne Ablenkung zuzulassen. Unser neu dazugekommener geistliche Begleiter, Pastoralreferent Norbert Zettelmeier hat sich als Glücksfall erwiesen und zusammen mit Pater Aro dieses in sich Ruhen vorgelebt: Wenn ich laufe, sind Atmung und Füße im Gleichklang, wenn ich esse und trinke genieße ich, wenn ich bete und singe nehme ich den Rhythmus mit in die Füße, wenn ich im großen Segenskreis um den Altar der Pfarrkirche in Wiesen im Segenslied vereint stehe, spüre ich, dass ich Teil einer besonderen Gemeinschaft bin und einen Moment ohne Wiederkehr erlebe. Danke dafür an dieser Stelle allen Wallfahrern für die gewachsene Gemeinschaft in all den Jahren.

Zu einer der bekanntesten Lebensweisheiten unserer Zeit ist der Spruch geworden: „Der Weg ist das Ziel“. Auch eine Wallfahrt ist ein Weg im Idealfall mit Erkenntnisgewinn. Doch erst das Erreichen des Ziels ist der erlösende, befreiende, persönliche Moment, denn als Ziel wird ein ganz besonderer Ort erreicht.

Es bleibt das Mysterium von Wallfahrtskirchen, warum gerade dieser Ort, diese Kirche durch Jahrhunderte zu allen guten und schlechten Zeiten für Menschen ein Ort der Zuflucht ist. Wenn nichts mehr geht und niemand mehr helfen kann, bleibt dem Gläubigen im Gegensatz zum „Nicht“-Gläubigen das Gebet als Trost und Hoffnungsspende. 

Nach dem großen Moment des Einzuges in die Basilika habe ich Pater Aro gefragt, ob er sich jetzt im Schwesternhaus Kuchen und Kaffee gönnen möchte oder lieber im Klosterbräu ein Bier. „Nein“, entgegnete er, „ich gehe zurück in die Kirche.“ Norbert entgegnete ihm, es ist aber noch weit über eine Stunde Zeit bis zur Wallfahrermesse. „Nein“, erklärte uns Pater Aro „ich habe Menschen Gebete versprochen. Ich setzte mich jetzt in die Kirche und werde ein Gebet nach dem anderen beten. Diese Zeit brauche ich. Darauf brauchte es keine Antwort mehr. Was man auf dem langen Weg mit sich getragen hat, kann man an diesem Ort ablegen. An einem Ort, von dem Konrad Adenauer sinngemäß gesagt hat: „Wallfahrtsorte sind die heimlichen Hauptstädte der Welt, sind Gnadenorte in einer gnadenlosen Welt“.

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