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Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit samt Videomitschnitt, verfügbar bei YouTube

Video bei Youtube - 17. Mai 2020

Von Pfr i.R. Reiner Fries:

Abschiednehmen gehört zum Leben. Immer wieder müssen wir uns von Menschen, von Dingen und Lebensphase trennen. Auch Jesus muss Abschied nehmen. Seine Jünger sind um ihn versammelt. Stellen wir uns doch dazu! Was wird uns Jesus sagen? Dass wir jetzt alleine zurechtkommen müssen, dass wir endlich zeigen können, was wir von ihm gelernt haben?
Ein Satz gefällt mir besonders auf. „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“. Was bedeutet das? Ein Waise zu werden, also die Eltern zu verlieren, ist sicher eine schlimme Verlust. Erfahrungen wie Sterben, Einsamkeit, Endgültigkeit , Verlassenheit sind damit verbunden.
Wir können aber auch in anderer Weise von „Waise“ sprechen, wenn Beziehungen zerbrochen sind, wenn Partner, Kinder gute Freunde, andere Wege gehen. Da trauern dann Menschen, fühlen sich verlassen, vielleicht auch verraten.
Im einem anderen Sinn fühlen sich viele Menschen auch von Gott verlassen, gerade auch in der gegenwärtigen Zeit der Coronakrise. Gott scheint sich zurückgezogen zu haben. Er hat sich einfach still und leise davon gemacht.
Ob das nur eine aktuelle, moderne Erfahrung ist?
Auch die Jünger haben diese Erfahrung gemacht, verlassen zu werden? Und in den alttestamentlichen Psalmen rufen, ja schreien Menschen nach Gott. „Wo finden wir dich, Herr? Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Meine Gedanken wandern. Da höre ich Jesus sagen: Ich lasse euch nicht als Waise zurück, sondern ich komme wieder zu euch“ in einer anderen Weise, im Heiligen Geist.Und er sagt weiter: Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Ein Abschiedsgeschenk also macht uns Jesus. Er schenkt uns den Heiligen Geist. Beistand nennt er ihn; also einer, der uns beisteht; einer, der für uns spricht. Einer, der uns vertritt.
Es ist zwar richtig, dass wir Menschen oft das Gefühl haben, allein gelassen zu sein, aber ein größeres Geschenk könnte uns nicht gemacht werden als der Geist Jesu, der Heilige Geist Gottes. Die Klage, verlassen zu sein, kann sich dann in Freude verwandeln.
Am besten merken wir das, wenn wir unsererseits anderen Menschen auf ihrem Weg beistehen, für sie eintreten - und Anwälte des Lebens sind. Für einsame, kranke und abgeschriebene Menschen. Für traurige, gescheiterte und schuldig gewordene Menschen, für Menschen, die als Kostenfaktoren die Statistiken verderben.
Das Bild vom Anwalt, Advokaten für den Geist Jesu, für den Geist Gottes – kann zu einem Bild voller Hoffnung werden. Was ist das für ein kostbares Abschiedsgeschenk: den Geist Jesu zu haben und aus ihm zu leben!

Liedvorschläge: 324, 331, 871
Andachtsvorschlag: 679,6

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