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„Sing dein fröhliches Lied gerade da, wo das Geschnatter der Besserwisser und ewig Gestrigen immer lauter wird, “ diese Aufforderung ging von Pfarrer Markus Schmid an den Neupriester Matthias Strätz, der am Sonntag in seiner Heimatstadt Zeil seine Primiz feierte. Und trotz Regenwetters waren viele Zeiler dabei und feierten mit ebenso wie insgesamt zwölf Priester und das aktuelle Priesterseminar aus Regensburg.

Allerhand Aufregung gab es am Samstag, denn aufgrund des Wetterberichts musste die gesamte Primiz umorganisiert werden. Statt Freiluftgottesdienst wurde in der Pfarrkirche St. Michael gefeiert – mit dem Wermutstropfen, dass viel weniger Menschen dabei sein konnten. Dennoch war die Hauptstraße festlich geschmückt, als der Primiziat von seinem Elternhaus zur Pfarrkirche geleitet wurde. Schon als Bub zog der heute 26jährige ins Internat der Regensburger Domspatzen, doch seiner Heimatstadt ist er bis heute eng verbunden. Vielen Bekannten winkte er am Weg zu. Mit dabei im Zug auch sein Taufpfarrer Alfred Östreicher sowie Lorenz Zeitz und Ottmar Pottler, die letzten Zeiler die 1960 zum Priester geweiht wurden.

Der Gesang bei den Domspatzen, die Auseinandersetzung mit den Texten, die da zur Ehre Gottes gesungen wurden, das habe ihn auf den Weg zum Priesterseminar geführt, berichtet Matthias Strätz im Interview. Welch begnadete Stimme er hat, zeigte sich in seinem Primizgottesdienst und ein Vokalensemble aus seinem Abiturjahrgang verlieht diesem besonderen Gottesdienst weiteren Glanz, wie auch Ralf Hofmann an der Orgel.

So einen Empfang bekomme nicht jeder Berufsanfänger, machte Pfarrer Michael Erhart auf dem Weg zur Kirche dem Primiziaten deutlich und es werde in Zukunft nicht immer nur rosig sein, ergänzte er bei seiner Begrüßung im Gotteshaus. Aber Matthias Strätz habe großen Rückhalt „und du hast es im Leben nicht immer leicht gehabt, aber immer das Beste daraus gemacht“.

„Nach dem Hochwasser ein Fest, nach Karfreitag kommt Ostern, Gott lässt uns nicht im Regen stehen“, begrüßte Matthias Strätz selbst die Gottesdienstgemeinde. Mit großer Ausstrahlung zelebriert er seinen ersten Gottesdienst seit der Priesterweihe im Hohen Dom zu Regensburg. Souverän wirkt er bei aller Jugend. Später beim Essen bekennt er, „sehr, sehr aufgeregt gewesen zu sein“.

Pfarrer Markus Schmid begleitete Matthias Strätz als Praktikumspfarrer bei seinen ersten pastoralen Erfahrungen in der Pfarrei St. Josef in Weiden in der Oberpfalz und er war der Prediger bei Primiz. Dass Matthias Strätz oftmals unbewusst die Melodien aus dem Radio mitsummt oder pfeift, auch wenn gerade eine Besprechung laufe, das zeige seine grundsätzlich positive Lebenseinstellung, so Pfarrer Schmid. Das sei ansteckend, doch stelle sich die Frage, ob das zur heutigen Situation der Kirche passt. Wäre nicht ein Totengesang angesagter? Wie solle ein junger Priester heute Freude weitergeben? Die Antwort gebe der Primizspruch „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr“. Schmid ermunterte den Primiziaten, „aus den Quellen des Heils zu schöpfen und allen Zugang zu gewähren, damit keiner verdursten muss“ und warnte vor denen, „die katholisch sein einem elitären Kreis vorbehalten wollen. Dabei ist katholisch sein genau das Gegenteil“.

Mit etwas Nachdenken könne jeder ein Lied davon singen, wann er einmal Kraft von Gott bekommen habe. Diese Kraft dürfe man aber nicht in Jammern verschwenden, sondern müsse man in die eigenen Möglichkeiten investieren. „Wir feiern, dass der Herr dich sendet. Er hat dich mit allem ausgestattet, was du dafür brauchst. Du kannst das. Mach dich auf den Weg und bring die Welt zum Klingen“, ermutigte er seinen Schützling, der künftig in Amberg tätig sein wird.

Auch Landrat Wilhelm Schneider bezeichnete die Primiz als einen außergewöhnlichen Tag, an dem eine starke Gemeinschaft zu spüren sei. „Wir sind alle ein bisschen stolz“, gestand er ein, und bewunderte den Mut und die Zuversicht, dem Zeitgeist zu trotzen und als „Handwerker der Nächstenliebe“ zu wirken.

Auch Bürgermeister Thomas Stadelmann „nötigt diese Entscheidung großen Respekt ab“. Das Wir über das Ich zu stellen. Er wünschte Matthias Strätz, dass er die meiste Zeit seines Weges mit sich und Gott im Reinen sein möge, dass er sich nicht verbiegen möge und immer Rückhalt spüre.

Matthias Strätz fühlte sich an seinem Primiztag sehr getragen von diesem Rückhalt, das wurde in seinen Dankesworten deutlich. So viele hätten die Feierlichkeiten vorbereitet und dann am Samstag fast komplett wieder umorganisiert. Ein besonderer Dank galt seiner Familie allen voran dem Vater und den beiden älteren Brüdern.

Im Zeiler Schulhof war dann alles für die Bewirtung der Gäste vorbereitet, viele nutzten hier im Laufe des Nachmittags die Gelegenheit zur Begegnung mit Matthias Strätz, der am frühen Abend im Rahmen einer Andacht auch vielen Gläubigen den Einzel-Primizsegen spendete. Die Stadtkapelle spielte auf und bei der Suppenpredigt gab es einen amüsanten Einblick in das Leben im Weidener Pfarrhaus während der Praktikumszeit. Und dabei wurde auch der Grund gelüftet, warum es wohl am Sonntag zunächst regnete: Matthias Strätz gehört zu dem geringen Prozentsatz von Menschen, die niesen müssen, wenn die Sonne scheint.

 

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