Die Auferweckung des Lazarus (Joh 11)
(23) Jesus sagte zu Marta: Dein Bruder wird auferstehen. (24) Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er
auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. (25) Jesus sagte zu ihr: Ich bin die
Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, (26) und jeder, der
lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? (27) Marta sagte zu ihm: Ja, Herr,
ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. (...)
(33b) Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. (34) Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie
sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! (35) Da weinte Jesus. (36) Die Juden sagten: Seht, wie lieb er
ihn hatte! (37) Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht
auch verhindern können, dass dieser hier starb? (38) Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er
ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. (39) Jesus sagte: Nehmt
den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es
ist bereits der vierte Tag. (40) Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du
die Herrlichkeit Gottes sehen? (41) Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und
sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. (42) Ich wusste, dass du mich immer erhörst;
aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich
gesandt hast. (43) Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
(44) Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein
Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn
weggehen! (45) Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan
hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Impuls:
Lebendig begraben zu sein, ist ein Horror, ein Schrecken. Als Kind wurde mir eine solche
gruselige Geschichte erzählt, und auch in Filmen gibt es diese Grab-Szenen. In dieser Fastenzeit stehen
mir Menschen vor Augen, die zur Zeit wie „lebendig begraben“ sind: alte, alleinstehende Menschen,
Risiko-Patienten: sie sollen nicht aus ihren „Höhlen“ heraus, sondern drinnen bleiben, niemand soll ihnen
zu nahe kommen, alle sollen Abstand halten. Wie traurig; es ist zum Weinen! Sonst bemühen wir uns
um das Gegenteil: Kinder geben den Alten die Hand, sind ihnen nah, erfreuen sie; Kranken hält man die
Hand, segnet sie mit einem Kreuzchen auf der Stirn oder umarmt sie. Die Virus-Krise hält uns alle
gefangen, menschliche Zuwendung soll nicht sein, darf nicht sein. Wenn man sich selbst nicht als
„eingemauert“ fühlt, so denkt man doch an die Alten und Kranken, und an die vielen, die zur Zeit Angst
haben, leiden und sterben.
Dein Bruder, deine Schwester, sie werden auferstehen; Jesus ist die Auferstehung und das Leben: Glaubst
du das?
Wir sind beim Kern unseres christlichen Glaubens: Auferstehung und ewiges Leben, die Existenz Gottes
überhaupt. Vielen fällt es zur Zeit nicht leicht, zu glauben; statt in Gemeinschaft einzeln beten zu
müssen, und auf die Nähe lieber Menschen verzichten zu müssen, ist eine harte Bewährungsprobe. Fragen
und Zweifel sind momentan an der Tagesordnung. Und trotzdem: was wir tun können, sollen wir tun:
Isolierte Menschen anrufen; Hilfe, die möglich ist, anbieten; Freude bereiten – auf ein paar Meter
Entfernung; auf Gottesdienst-Übertragungen hinweisen; und gemeinsam hoffen und beten, dass die
jetzigen Einschränkungen so bald wie möglich überwunden sein mögen!
Gebet: Gott, von Dir gehen wir aus und zu Dir kehren wir zurück. Du fühlst mit uns. Du willst nicht
unseren Tod, sondern Du willst unser Leben. Ruf uns aus der Dunkelheit und Unsicherheit in Dein
Licht, in Deine lebenspendende Nähe, dass wir an Dich glauben und Deine Herrlichkeit sehen, schon
heute und in Ewigkeit! Amen.
Liedvorschläge: 291, 365, 377, 450, 453
Andachtsvorschläge: 675,4; 680,8