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PG Am Weinstock Jesu – Hoher Besuch aus Würzburg

Generalvikar Thomas Keßler war zu Gast in der Pfarreiengemeinschaft (PG) „Am Weinstock Jesu“ und sprach im Zeiler Pfarrsaal über die Zukunft der Kirche. Zustanden gekommen war der Besuch durch eine Unterschriftenaktion von Ehrenamtlichen aus der PG, die auf die Situation vor Ort aufmerksam machen wollten. Seit dem Weggang der Gemeindereferentin vor fünfeinhalb Jahren war die Stelle nicht wieder besetzt worden. Der angekündigte Wechsel des Gemeindereferenten Rudi Reinhart hatte die personelle Situation verschärft. Beim Gesprächsabend mit Generalvikar Thomas Keßler standen den Gläubigen außerdem Dekan Stefan Geßner, Pfarrer Michael Erhart und Diakon Bernhard Trunk zur Verfügung. Der Generalvikar gab den Gläubigen zu verstehen, dass er ihre Situation sehr gut verstehen kann. Dabei konnte man spürten, dass er die Haßberge sehr gut kennt. Schließlich war er selbst 17 Jahre als Pfarrer und stellvertretender Dekan hier im Dekanat tätig. Bisher sei es so gewesen, so Thomas Keßler, dass ein Dienstwechsel auf Freiwilligkeit der Pastoralkräfte stattfand. Das hat zur Folge, dass sich in bestimmten Regionen, etwa rund um Würzburg, die Stellen gut besetzen lassen – hier auf dem Lande leider nicht. Weil es ihm ein Herzensanliegen sei, wie er sagte, habe er einen Brief an diese Berufsgruppe geschickt, mit der Bitte sie sollen nach einer angemessenen Zeit die Stelle wechseln, um „Weiße Flecken“ auf der Bistumskarte zu vermeiden. Er weiß, dass es hier eine lebens- und liebenswerte Gegend ist, die man nicht wie „Saures Bier“ anpreisen müsse, und er hofft, dass sich aufgrund seines Appells Mitarbeiter angesprochen fühlen. Generalvikar Thomas Keßler machte aber auch deutlich, dass in Zukunft nicht mehr alles machbar ist. Wir sind in Zeiten des Umbruchs, die neue Strukturen braucht. Im gemeinsamen Priesterseminar von Würzburg/Bamberg leben aktuell 12 Studenten und auch die Zahl der Gemeindereferenten ist überschaubar. Außerdem steht eine größere Zahl der Mitarbeiter vor der Verrentung. Das sind Tatsachen, die ehrlicher Weise nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen, so der Generalvikar. Ohne Zusammenarbeit mit anderen wird es nicht mehr gehen. Das, was seit einigen Jahren in den Pfarreiengemeinschaften praktiziert wird, soll in Zukunft in den geplanten 40 Seelsorgseinheiten im Bistum stattfinden. Dabei sei es wichtig, vor Ort selbst aktiv zu sein. Nur wo Menschen in ihren Pfarreien mit anpacken und Verantwortung übernehmen, wird Kirche lebendig bleiben. Der Generalvikar plädierte dafür, keine Grenze zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen zu sehen, sondern beide Gruppen als „Sähleute des Evangeliums“. Bei rund 12% Gottesdienstbesucher stellt sich die Frage: Warum sprechen wir die 88% mit unserem Angebot nicht an? Man müsste, bildlich gesprochen, den Stuhlkreis auf dem wir sitzen nach außen stellen. Jede und jeder Christ ist aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Jeder sollte die Möglichkeiten die er hat nützen und sich einbringen. Etliche Besucher nutzten die Gelegenheit zu Fragen. Auf die Frage „Ist es geplant, auch Kirchen zu schließen, wenn sie unrentabel werden“, lautete die Antwort des Generalvikars: „Es liegt an den Leuten vor Ort - wenn sie in die Kirche gehen ist sie rentabel“. Glaubensweitergabe funktionierte über Jahrzehnte und Jahrhunderte von Generation zu Generation. Heute ist das leider nicht mehr der Fall. Nur wenn wir uns bemühen, unseren Glauben zu leben und weiterzugeben, kann Kirche und Glaube lebendig bleiben. Der Generalvikar wünschte den Besuchern des Gesprächsabends einen langen Atem und die Gewissheit getragen zu sein. 

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