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PG Am Weinstock Jesu – Frauenfrühstück mit Pfarrer Michael Erhart

Obwohl Tod und Sterben nicht zu den bevorzugten Themen der Menschen gehören, bescherten genau diese einen vollen Pfarrsaal. Nach einem ausgiebigen Frühstück, mit reichlich Zeit für Gespräch und Austausch, sprach Pfarrer Michael Erhart zum Thema „Dem Sterben ein Gesicht geben“. Nicht nur als Priester, sondern als Notfallseelsorger im besonderen, kommt der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Am Weinstock Jesu“ mit Tod und Sterben in Berührung – und das nicht nur notgedrungen. Schon sehr früh begann er sich für Tod und Sterben zu interessieren, so der Seelsorger. Auslöser war der Tod seines Opa in Münnerstadt, als er 7 Jahre alt war. Seit dem interessierte ihn alles, was mit Tod und Sterben zu tun hat und so erklärte sich auch sein Berufswunsch als Kind: Leichenwagenfahrer. Sein langjähriger Einsatz als Notfallseelsorger entspringt wahrscheinlich diesem jahrzehntelangen Interesse. Auch wenn Pfarrer Michael Erhart sich selbst nicht als guten Referenten bezeichnete, zog er bei diesem Thema die Besucherinnen des Frauenfrühstücks in seinen Bann. Mucksmäuschenstill war es im Pfarrsaal, als der Seelsorger von seinen Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben erzählte. Zunächst beschrieb er, welche Gedanken der nahe Tod auslösen kann. Von der Ablehnung über die Auflehnung, vom verzweifelten Klagen und Anklagen, über das Verhandeln bis zur Annahme des Unvermeidlichen durchleben die Betroffenen Höhen und Tiefen. Als Angehöriger oder Begleiter genau diese Höhen und Tiefen mitzutragen, ausgesprochene Wut und Verzweiflung nicht persönlich zu nehmen und einfach nur da zu sein, ist in dieser Zeit ganz wichtig. Sinnvoll sei es auch, sich mit den eigenen Ängsten auseinander zu setzen. Wer sich überlegt, was ihm gut tun würde in dieser Situation, wird sicher ein Gespür für die Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen bekommen, die nur noch eine begrenzte Lebenszeit haben. Wichtig sei es auch, den Menschen in dieser Zeit spüren zu lassen: du bist geliebt, du gehörst dazu und wir nehmen dich ernst – bis zum Ende. Wichtiger als jedes Reden sei allerdings das Zuhören, so Pfarrer Michael Erhart. Oft reicht es aus, einfach da zu sein in Stille. Wobei der Seelsorger einräumte, dass geteilte Stille oft gar nicht so einfach sei. Ihm selbst hilft dabei das alte Gottesbild von Jahwe - „Ich bin da“. Auch ich bin da, bei einem Sterbenden oder als Notfallseelsorger bei den Angehörigen. Ich bin da für Menschen, die eben überfordert sind vom Leben. Pfarrer Michael Erhart gab den Frauen allerdings auch den guten Rat, sich bei der Begleitung und Pflege nicht zu verausgaben. Gerade im Bereich der Pflege sei Burnout häufig anzutreffen. Nur wer mit sich selbst gut umgeht, kann die Aufgaben bewältigen. Kein Auto kommt ohne Tankstelle aus. Und so wie es für das Auto notwendig ist, dass es immer wieder aufgetankt wird, so ist es für uns Menschen wichtig, immer wieder aufzutanken. Ob wir unsere Kraftquellen am besten bei anderen Menschen, bei Tieren, in der Natur oder bei Gott auftanken, weiß jeder selbst am besten. Wichtig sei nur, dass wir unsere Kraftquellen nicht versiegen lassen. Für ihn selbst sei seine Verwurzelung im Glauben und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ganz wichtig, wertvoll und hilfreich. So zündet er nach Abschluss eines Notfallseelsorger-Einsatzes zuhause immer eine Kerze an und übergibt alles Gott. Ich weiß, dass über mir einer ist, der größer ist als alles was wir denken können. So kann ich beten: Ich war dein Werkzeug – aber du bist der Herr über Leben und Tod – ich gebe ihn, den Menschen bei dem ich war, in deine Hände. Sicher werde ich ihn im Gebet mitnehmen – ansonsten aber muss ich ihn loslassen.

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