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PG Am Weinstock Jesu – Großes Interesse beim Vortrag im Zeiler Pfarrsaal

„Volles Haus“ hieß es beim Vortrag über Demenz und Alzheimer, zu dem der Frauenbund-Krankenbesuchsdienst eingeladen hatte. Als Referent war Dr. phil. Diplom - Psychogerontologe Dr. phil. Dieter Hofmann aus Coburg zu Gast, der über das Krankheitsbild der Demenz informierte und Wege für einen besseren Umgang mit betroffenen Patienten aufzeigte. Demenz ist im Prinzip eine „Geistige Vereinfachung“, so der Referent, der auf die verschiedenen Stadien der Erkrankung einging und sie mit den Buchstaben A bis D überschrieb. A stand dabei für Angst vor Abhängigkeit und der Verlust der Achtung, des Ansehens und der Anerkennung. B stand für Bindung und Beziehung. Menschen in diesem Stadium haben oft auch einen rastlosen Bewegungsdrang und zeigen Weglauftendenzen. C ist Sinnbild für das Stadium der chronischen Wiederholungen, wenn die Sprache zerfallen ist – Der Blick geht meist zu den Füßen. D stand schließlich für das letzte Stadium: Dämmerzustand, Dauernuckeln und oftmals Dauerschreien. Zunächst machte er deutlich, was sich in das Gedächtnis eines Menschen einprägt: „Alles wo ich gelacht und geweint habe, vergesse ich nie – deshalb wird auch der Krieg nie vergessen“ so Dr. Hofmann. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass ein dementer Mensch nur ein Drei-Sekunden-Gedächtnis hat. Deshalb sei nicht wichtig was, sondern wie sie es sagen. Der Referent gab zu bedenken, dass das, was der Patient sieht, Jahrzehnte zurückliegt und das, was wir sehen, die Gegenwart ist. Es bringt nichts, dem anderen zu sagen, dass das NICHT stimmt, sondern versuchen, mit ihm einen gemeinsamen Nenner zu finden. Essen und Trinken können demente Menschen nicht mehr selbst bestimmen – wir müssen das vegetative Nervensystem erst auf Entspannung bringen, dann klappt das. Wenn ich jetzt zu ihnen sage, zeichnen sie gedanklich keinen Apfelbaum, dann werden sie alle an einen Apfelbaum denken, so Dr. Hofmann. Genauso ist es, wenn sie einem Dementen sagen: „Sei nicht so garstig“. Das Ergebnis wird sein, dass er garstig wird. Wichtig ist, dass der Mensch spürt, angenommen zu sein so wie er ist. Gut ist, wenn im Gespräch ein gegenseitiges Zunicken zustande kommt. Um Patienten in eine gute und frohe Stimmung zu bringen, können Düfte von früher, wie der Duft von Weihnachtsgebäck, Bohnerwachs oder Kernseife hilfreich sein. Und fast alles, was 3jährige gern tun, machen auch Demenzkranke gerne: singen, tanzen und reimen etwa. Jeder, der mit Demenzpatienten zu tun hat, sollte sich bewusst sein, dass die Wahrheit des anderen genauso wichtig und richtig ist wie die eigene Wahrheit. Um den anderen zu verstehen, müssen wir es aus seinem Blickwinkel heraus betrachten. Versuchen sie Gräben zu überwinden, statt zu vertiefen, schaffen sie glückliche Momente, in denen sich der Demente geborgen und aufgehoben fühlt, suchen sie Gemeinsamkeiten. Der Gesunde sagt: Es ist alles nicht so einfach. Der Demenzkranke sagt: Es ist alles einfach. Heidi Neba – Hinterleitner dankte dem Referenten für den hochinteressanten und sehr aufschlussreichen Vortrag.

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