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PG Am Weinstock Jesu – Pfarrer Ottmar Pottler schaute auf 60 Jahre zurück

Der Limbacher Wallfahrtsseelsorger Pfarrer i. R. Ottmar Pottler feierte am Vorabend des Festes Maria Namen in seiner Heimatpfarrei in der Wallfahrtskirche am Zeiler Käppele den Gottesdienst. Dabei blickte er auf die zurückliegenden 60 Jahre, seit der großen Umgestaltung des Käppele zurück. Bischof Julius Döpfner war damals am Zeiler Käppele gewesen und hatte die Umgestaltung angeregt. Pfarrer i. R. Ottmar Pottler nannte das Jahr 1954 ein bedeutendes Jahr. Weltkirchlich war es ein „Marianisches Jahr“. Er, sowie der ebenfalls aus Zeil stammende Lorenz Zeitz entschlossen sich in diesem Jahr in das Priesterseminar in Würzburg einzutreten. Und für Zeil, besonders für das Käppele, war es bedeutend, weil in diesem Jahr das Käppele gründlich renoviert wurde. Zum Abschluss kam am 29. August 1954 Bischof Julius Döpfner mit einer großen Wallfahrt auf den Berg. Für ihn und Lorenz Zeitz sei es ein großes Erlebnis gewesen, bei diesem Pontifikalamt Stab und Mitra tragen zu dürfen. Der Name Julius Döpfner ist mit dem Zeiler Käppele eng verbunden, so Pfarrer i. R. Ottmar Pottler. Als junger Bischof mit 35 Jahren besuchte er erstmals das Zeiler Käppele. Dabei soll folgender Ausspruch gefallen sein: „Hast du einen Kitsch beieinander! Wenn der nicht raus fliegt, komme ich nie mehr nach Zeil“. Der damals in Zeil wirkende Geistliche Rat Bernhard Rüdenauer war gehorsam und plante mit Baumeister Niedermeier aus Würzburg eine gründliche Renovierung. Die Zeiler waren damit zunächst gar nicht einverstanden. Kaplan Röhrig beruhigte die Leute: „Die Pfarrangehörigen sollten ihren Seelsorgern mehr Vertrauen schenken. Die Sorge für den Umbau den Fachleuten überlassen und mit dem Schimpfen warten, bis die Kapelle fertig ist“.
Von März bis August 1954 war dann die gründliche Renovierung. Die Altäre wurden entfernt, die Wände übertüncht und die Lourdesgrotte seitlich angebaut. An der Stirnseite brachte der Kunstmaler Willy Jakob aus Würzburg Gemälde an: die 7 Schmerzen Mariens und Mariä Krönung. In der Chornische gestaltete er in Sgrafitto-Technik eine überlebensgroße Christusfigur als König an. Die theologische Idee sollte den Wahlspruch Vinzenz Palottis verwirklichen: „Durch Maria zu Jesus“.
Pfarrer i. R. Ottmar Pottler ging in seinem Rückblick auf das Pontifikalamt mit Bischof Julius Döpfner zum Abschluss der Renovierungsarbeiten ein. Einem Zeitungsbericht zufolge muss es eine sehr große Prozession gewesen sein. Mit 54 Bussen, einem Sonderzug und unzähligen Fahrzeugen kamen die Pilger nach Zeil. Der Wallfahrtszug benötigte eineinhalb Stunden um auf den Berg zu gelangen. Die Spitze der Prozession war schon auf dem Bergplateau angekommen, als die letzten Wallfahrer noch auf dem Marktplatz standen. In einer fulminanten Predigt vor 10.000 Pilgern ging der Bischof auf die einzelnen neugestalteten Elemente ein. Bischof Julius Döpfner, später Bischof von Berlin und Erzbischof und Kardinal in München, war mit der Umgestaltung einverstanden. Viele Zeiler waren es nicht. Der strenge und furchterregende Blick der Christusdarstellung im Chorraum war für sie eher ein Symbol der Bedrohung und der Angst, statt der Geborgenheit und der Liebe Jesu Christi. Pfarrer Pottler ergänzte: „Ich persönlich habe mich in diese Christusdarstellung „hineingebetet“. Ich wollte ja Jesus Christus, dem ewigen Hohenpriester in der Kirche dienen. Deshalb war es uns Neupriestern ein Bedürfnis, nach der Primiz am 25. März 1960 hier Nachprimiz zu halten und den Primizsegen an die Pilger auszuteilen. Viel Gnade und Segen und viele kirchlichen Berufungen sollen vom „Bild der immerwährenden Hilfe“ ausgehen – heute – morgen – und in Zukunft, so der Seelsorger.
Unter Pfarrer Alfred Östreicher wurde zur 100-Jahrfeier die Kirche 1995/1997 erneut umgebaut und bekam, in Anlehnung an die Gestaltung vor 1954, sein jetziges Aussehen. Pfr. Pottler zitierte aus dem abschließenden Bericht der Renovierung: Die Umgestaltung der Kirche hat bisher viel Lob erhalten. Bleibt zu hoffen, dass das Zeiler Käppele auch weiterhin ist, was es bisher war: Eine Stätte des Gebetes und der Meditation, ein Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen.

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